Was zuerst als Notlösung innerhalb von wenigen Tagen in der Coronakrise aus dem Boden gestampft wurde, hat sich zur bevorzugten Unterrichtsform
unserer Schülerinnen und Schüler entwickelt: der Online-Unterricht.

Ich muss zugeben, in den Jahren zuvor gab es diese Möglichkeit ja schon und ich wurde auch immer mal wieder von Schülerinnen und Schülern mit langen Anfahrtswegen (manche sind tatsächlich eine Stunde mit dem Auto unterwegs, um ins Institut zu kommen) darauf angesprochen, aber so richtig dran getraut habe ich mich nicht. Meine Gedanken waren: „Das ist so unpersönlich“ oder „Da krieg ich gar nicht mit, ob es die Schüler verstehen“ oder „Da kommt das bestimmt nicht so gut rüber“ und natürlich auch „Ob ich bzw. meine Schülerinnen und Schüler die Technik gehandelt kriegen?“. Außerdem war es dann wie mit allem Neuen: Was man nicht kennt, lehnt man erstmal ab. Und dann kam Corona. Freitagnachmittags um 14 Uhr kam die Nachricht, dass die Schulen geschlossen werden. Dass wir das Institut dann auch schließen werden, war selbstverständlich, die Gefahr einer Massenansteckung viel zu groß. Aber wie weitermachen? Dass wir für unsere Schülerinnen und Schüler gerade jetzt da sein mussten, war klar. Und die Abiturienten standen drei Wochen vor der Abiprüfung. Da galt es nicht nur die letzten Lücken zu schließen, da musste auch ganz viel Beruhigung passieren, um die Prüfungsergebnisse, auf die wir hart hingearbeitet hatten, nicht in letzter Sekunde zu gefährden. Und der einzige Weg war nun einmal Online-Unterricht. So ganz ohne Ahnung mussten wir dann natürlich erstmal Wissen zu dem Thema anhäufen. Was ist die beste Software? Wie sieht es mit Sicherheit und Datenschutz aus? Wie hoch sind die Kosten? Wie intuitiv ist die Benutzung? Reicht unsere Datenleitung? Wie verträgt sich die Software mit der Dokumentenkamera, usw.? Innerhalb von drei Tagen, natürlich mit Nachtschicht, konnten wir dann von Anfang an den Unterricht für die Abiturienten sicherstellen, eine Woche später hatten wieder alle Schüler ihre wöchentlichen Termine.
Dabei hat sich dann schnell gezeigt, Online-Unterricht ist anders. Das muss aber nicht heißen, dass es schlechter ist. Die Sorgen wegen der Technik haben sich als unbegründet herausgestellt. Tonprobleme lassen sich im Allgemeinen mit „Ich geh nochmal schnell raus und wieder rein“ beheben. Ganz selten gab es Probleme mit dem Internet (in der gesamten Zeit mussten wir gerade einmal einen Gruppenunterricht verschieben und einmal auf eine Datenleitung übers Handy umsteigen). Sehr erstaunt hat mich die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit unserer Schülerinnen und Schüler. Während im Institut immer mal wieder Einzelne mit einer kleinen Verspätung wegen des Busverkehrs eintrudeln oder wegen verpassten Bussen gar nicht erscheinen, sind beim Online-Unterricht selbst die größten Schlamper pünktlich zu Unterrichtsbeginn im Meeting. Auch die Aufmerksamkeit ist kein Problem. Ablenkungen sind selten, da wir beim Erklären genauso wie beim Unterricht im Institut die Reaktionen unserer Schülerinnen und Schüler sehen und hören und wir somit je nach Bedarf langsamer oder schneller machen, auf Fragen eingehen und das Verständnis prüfen können. Bereits nach kurzer Zeit habe ich gelernt, auch im Online-Unterricht kleinste Signale in der Körperhaltung zu erkennen, die Aufschluss darüber geben, ob ein Schüler mitkommt oder nicht. Beim gemeinsamen Lösen von Aufgaben oder Besprechen von Schülerlösungen, die wir gemeinsam am Bildschirm verbessern, zeigen sich auch keine Nachteile zum Unterricht im Institut. Meine Bedenken, dass Online-Unterricht unpersönlich ist und „es nicht so gut rüberkommt“ waren ebenfalls grundlos. Durch den Einsatz der Dokumentenkamera sieht die Schülerin oder der Schüler unsere Aufschriebe auf dem Bildschirm, statt – wie vor Corona – auf dem Blatt. Das ist aber beim Präsenzunterricht im Institut momentan auch nicht anders, denn durch die Abstandsregelungen müssen wir auch hier die Aufnahmen der Dokumentenkamera mit dem Beamer an die Wand werfen, wie wir das im Gruppenunterricht oder in den Kursen ja schon sein einigen Jahren machen. Hinzu kommt, dass wir die Online-Meetings immer mit Kamera betreten, so können sich Lehrer und SchülerInnen gegenseitig sehen. Sobald man sich an das neue Format gewöhnt hat, stellt sich dieselbe Nähe ein, wie auch im Institut. Manchmal fühlt es sich sogar vertrauter an, wenn man sich am Bildschirm von Nahem sieht, als wenn man im Institut mit zwei Metern Abstand im großen Raum sitzt. (Wenn ich genauer darüber nachdenke, ist das gar nicht so abwegig, wenn man bedenkt, welch innige Gespräche man am Telefon mit seinen Freundinnen führen kann.) Einen negativen Punkt – da sind wir uns alle einig – gibt es allerdings beim Online- Unterricht: die fehlenden Kekse. Dass Online-Unterricht auch von den meisten Schülerinnen und Schülern als angenehmer empfunden wird, hat sich gezeigt, als wir nach den Pfi ngstferien wieder die Möglichkeit hatten, Unterricht im Institut durchzuführen. Da ist die große Mehrheit beim Online- Unterricht geblieben. Nicht mal 10 % der Schülerinnen und Schüler haben sich wieder auf den Weg ins Institut gemacht.

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